Wenn du dich selbst beobachtest – dazu sind übrigens laut bisheriger Forschung nur wir Menschen in der Lage – entdeckst du mit Sicherheit Momente, wo du dich von A nach B hetzt und dir wünschst, den Stress zu reduzieren. Momente, in denen du völlig gestresst dahinrennst und dabei vielleicht auch noch schlecht gelaunt bist. Oft steckt dahinter eine Gedankenfalle, die in dieser Form nicht notwendig ist. Wenn ich dieses Verhalten bei mir bemerke, genau dann bremse ich für Käfer und kümmere mich, mit ein paar achtsamen Momenten, um Verbindung mit meiner Umgebung. In diesem Blogpost findest du meine drei Herzenstipps und eine Käfermeditation, die dir dabei helfen können, deinen Stress im Alltag zu reduzieren.
Bewusst werden – Stress ist oft hausgemacht
Unser Gehirn ist grundsätzlich auf Sicherheit ausgelegt. Zugleich will es so wenig Energie wie möglich verbrauchen, damit im Notfall noch genug Energie da ist. Dafür hat es viele Tricks auf Lager, denen wir ausgeliefert sind, wenn wir unbewusst durch den Alltag laufen. Uns unnötig in Alarmbereitschaft zu versetzen, ist einer dieser Tricks. Wir blasen ganz einfache Dinge in Gedanken auf, mit dem Hintergedanken unseres Gehirns, dass wir sie dann vielleicht einfach nicht machen und so keine Energie verbrauchen und in Sicherheit bleiben. Oft versetzen wir uns aber durch die aufgeblasene Situation in wirklich unnötigen, körperlichen Stress. Bei mir war es unlängst der Weg zur Post und da kam der Käfer ins Spiel.
Wenn du es eilig hast, dann gehe langsam.
Diesen Spruch hast du sicher schon mal gelesen oder gehört. Mit „Ich bremse auch für Käfer“ will ich genau darauf hinaus. Wir können, wenn wir ganz ehrlich zu uns sind und achtsam mit uns umgehen, vieles auch mit viel weniger Stress (Eile) erreichen. Oft sogar erfolgreicher als im Voraus angenommen.
Um nochmal das Beispiel mit der Post genauer unter die Lupe zu nehmen: Ich wollte pünktlich sein, bin gedanklich die ganze Zeit um die Möglichkeit gekreist, dass es sich nicht ausgeht, wurde immer schneller und dann kam der Sekundenstopp.
Mir wurde bewusst, was ich da mache. Mein Körper war in Stress versetzt, alles war in Alarmbereitschaft und wofür? Nur der Gedanke, dass es sich nicht ausgeht, hat meinen Körper in diese Situation gebracht. Die Wirklichkeit war eine andere, denn ich bin stehengeblieben, habe mich umgesehen, habe meine Stressgedanken durch ein Lächeln und die Neugierde auf die Natur um mich ersetzt und siehe da, ich kam völlig entspannt, rechtzeitig bei der Post an. Also all die körperliche Aufregung völlig umsonst. Kennst du solche Momente aus deinem Alltag?
Wenn ja, findest du mit dem Gedanken, „Ich bremse auch für Käfer“, eine schnelle Möglichkeit, Stress zu reduzieren
Der Gamechanger ist mehr Achtsamkeit im eigenen Tun und das bewusst Werden der Dinge, die tagtäglich automatisch ablaufen. Aus meiner Sicht eines der wichtigsten Tools für einen entspannteren Alltag. Es geht um Naturverbundenheit, die wir allzu oft während des Erledigens von Dingen vergessen. Dabei ist genau die Verbindung zu unserer Umwelt, mit all unseren Sinnen, eine so hilfreiche Möglichkeit, um den Stress zu reduzieren. Der Mensch will verbunden sein – das gibt uns die Sicherheit, die wir brauchen.
Verbindung geht ganz leicht und entspannt in wenigen Sekunden
Du brauchst dafür nur deine eigene Neugierde zu wecken. In dich hineinzuhören. Was spielt sich in deinem Gehirn so ab? Dabei ist zu beachten: Glaub nicht immer alles, was du so denkst! Es sind oft gut gemeinte Sicherheitsgedanken, die so nicht stimmen, dich nicht weiterbringen oder eben in unnötigen Stress versetzen.
3 Herzenstipps zur Stressreduktion, wenn du unterwegs bist
Tipp 1: Verbindung zählt
Ich schlage dir also vor, ab heute, bei deinen Wegen von A nach B, mal genauer deine Umgebung wahrzunehmen. Ermögliche dir selbst eine Verbindung mit der Natur um dich herum. Du musst dazu nicht wirklich viel langsamer werden, es geht mehr um das Gefühl und die Gedanken, die sich verändern. Durch einen veränderten Fokus von Stress auf Neugierde holst du dich ins Hier und Jetzt. Dadurch gibst du ein ganz anderes Signal an deinen Körper ab und sorgst für Stressreduktion.
Sei achtsam und stell dir, wenn du unterwegs bist, eine oder mehrere der folgenden Fragen:
- Was ist das erste Naturelement, das ich sehe?
- Kämpft sich da irgendwo eine Pflanze durch den Asphalt?
- Läuft mir wohl ein Käfer über den Weg?
- Höre ich Vögel zwitschern?
- Blüht irgendwo etwas?
- Kenne ich alle Pflanzen, die in meinem Blickfeld sind?
- Wie riecht der Baum, an dem ich immer wieder vorbeigehe?
Tipp 2: Schau nach oben
Unser Nacken ist durch den eingelernten Blick auf das Mobiltelefon schon sehr ans nach unten Schauen gewöhnt. Dreh den Spieß um und schau mehr geradeaus oder noch besser nach oben. Es reichen kurze Momente, wichtig ist nur, dass du deinen Kopf hebst und damit für deine Aufrichtung sorgst. Vielleicht entdeckst du etwas, das dir noch nie aufgefallen ist. Halte genau nach solchen Dingen Ausschau.
Detail am Rande: Eine aufrechte Haltung stärkt dein Selbstbewusstsein und gibt dem Gehirn einen Impuls der Sicherheit.
Tipp 3: Hol deine Sinne aus der Ruhephase und sei neugierig!
Mach einen kurzen Stopp, wenn du z. B. an einem Baum vorbeikommst und berühre ihn. Gib diesem Baum für wenige Sekunden all deine Aufmerksamkeit. Schau am Stamm entlang und versetze dich selbst in Staunen. Wenn du dabei mindestens zwei deiner Sinne zum Einsatz bringst (Tasten und Schauen), dann bist du in kürzester Zeit im Hier und Jetzt.
Bild: © Michaela Krauss-Boneau
Stress reduzieren mit der Käfermeditation
Wenn du mal 5 oder 10 Minuten Zeit hast, weil du doch schneller warst als gedacht, dann kannst du dir einen erfüllenden Naturverbindungsmoment gönnen. Mach die Käfermeditation. Die Dauer bestimmst du selbst!
Du erinnerst dich sicher an die rot-schwarzen Feuerwanzen. Oder? Du hast sie vielleicht schon als Kind faszinierend gefunden und sie beobachtet. Genau diese Faszination soll in dir wieder geweckt werden. Schau genau hin, staune und genieße den Moment im Hier und Jetzt.
So geht’s:
1., Suche dir ein Stückchen Grün aus. Geh in einen Park, in den Wald oder auch eine Baumscheibe mitten in der Stadt, kann dir schon die nötige Aussicht bieten.
2., Komm mit deiner gesamten Aufmerksamkeit bei diesem Stückchen Grün an.
3., Atme tief ein und aus und schau genau hin. Beobachte mit all deiner Aufmerksamkeit für einen längeren Zeitraum das Stückchen Grün. Suche nach den kleinen, sonst fast unbemerkten Lebewesen, die sich auf diesem Stückchen Grün bewegen.
4., Entscheide dich für ein Lebewesen und folge diesem, wo auch immer es sich hinbewegt.
5., Es ist nichts zu tun, außer dem kleinen Lebewesen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin mir sicher, du wirst Dinge entdecken, die du so noch nie gesehen hast.
Ich wünsche dir, dass du deinen Stress reduzieren kannst und deine vielleicht bisher gehetzten Wege zu einem kleinen Abenteuer werden. Wenn du mal für einen Käfer bremst und dabei ein Foto entsteht, dann teile diesen Moment gerne mit mir. Du kannst mich auf Instagram oder Facebook taggen und/oder mir ein E-Mail schicken. Ich freue mich, wenn ich von dir lese.
Alles Liebe
deine Gudrun
Weitere Tipps, um gezielt Stress zu reduzieren, findest du auch im Blogbeitrag zur progressiven Muskelentspannung nach Jacobson. Hier gibt es auch eine kostenlose Audio zum Ausprobieren!